LICHT FÜR GANZ GROSSES KINO: Deutschlands 1. Dolby Cinema in München

 

Im Dolby Cinema in Münchens Multiplexkino Mathäser lassen komfortable Ledersessel, ein perfekter Blick von allen Plätzen, eine Innenausstattung ohne unnötige Ablenkungen und eine inszenierte Lichtgestaltung den Kinobesucher alles vergessen – bis auf eine Sache: den Film, für den er gekommen ist! Ein Beleuchtungskonzept, das das Eintauchen in die Filmwelt einfach macht, hat die Kino- und Lichtplanerin Anne Batisweiler erarbeitet.

HIGHTECH FÜR OHR UND AUGE

Mitte Mai 2019 hat mitten in München, im Multiplexkino Mathäser, das erste Dolby Cinema Deutschlands eröffnet. Bereits 2014 hatte das Konzept »Dolby Cinema« Weltpremiere. Das unternehmen Dolby Laboratories, Inc. hat mit ihm neue Maßstäbe in Sachen Kinotechnik gesetzt. Das betrifft zum einen den sogenannten 3D-Sound. Er vermittelt ein besonders realistisches und dynamisches Klangerlebnis, indem zahlreiche Lautsprecher im Raum verteilt werden. Im Dolby-Cinema-Saal in München sind knapp 120 Lautsprecher an Decke und Wänden installiert. Die Basis für die hohe Audio-Qualität wird allerdings schon bei den Tonaufnahmen zum jeweiligen Film in Studioqualität gelegt. Kein Wunder also, dass viele Besucher davon sprechen, eine Gänsehaut zu bekommen, wenn sie in diese Klangwelt eintauchen. Neben dem akustisch hohen Niveau hat Dolby zusammen mit dem Projektorenhersteller Christie auch an der Bildqualität geschraubt. Daraus ist Dolby Vision entstanden: eine Dual-Laser-Projektion, doppelt so hell wie übliche Projektoren, mit außergewöhnlicher Tiefenschärfe, 500 mal stärkerem Kontrast und dem schwärzesten Schwarz (1.000.000 : 1 statt 2.000 : 1), das man sich bei einem mittels Licht projizierten Bild (eigentlich nicht) vorstellen kann. Gleichzeitig leuchtet das extrem breite Farbspektrum, als käme das strahlende Gelb oder Pink von einem ebensolchen Scheinwerfer direkt aus der Bildwand. Ein entsprechender Trailer vor dem Hauptfilm demonstriert dies auf eindrückliche Weise.

 

Blick ins Foyer des Dolby Cinemas mit dem Eingang in den Audio-Visual-Pathway.

EINE SCHLEUSE ZWISCHEN DEN WELTEN

Damit für den Besucher die Reise ins Kinoabenteuer schon vor dem Film beginnt, erwartet ihn auf dem Weg in den Kinosaal eine ganz besondere Inszenierung. Auf dem Audio-Visual-Pathway – oder kurz AVP – begrüßt den Gast ein gleichmäßig weiß leuchtendes Dolby Logo und eine stimmungsvolle Lichtlösung. In dieser Schleuse zwischen den Welten, zwischen Foyer und Kinosaal, begleiten den Besucher blaue, indirekte Lichtlinien links und rechts, oben und unten. Sie sind die einzige Lichtquelle neben den einstimmenden Filmsequenzen, die mittels mehrerer Projektoren an einer der gebogenen Tunnelwände gezeigt werden. Es ist ein sehr eindringliches Gefühl, so nah am Geschehen vorbei in den Saal zu gehen. Am Ende des Weges angekommen, breitet sich dann zu Füßen des Besuchers der Kinosaal aus.

Die linearen Deckenleuchten mit schwarzen Abblendrastern übernehmen die Allgemeinbeleuchtung im Dolby Cinema Saal. Lichtlinien in »Dolby Blue« zeichnen Konturen nach und setzen Effekte.

COVE LIGHT, HALO UND COCOON IM KINOSAAL

Eine umlaufende, indirekt leuchtende, blaue Lichtlinie, das sogenannte »Cove light« hält den Saal visuell zusammen und endet im »Halo«, der, einem Heiligenschein gleich, die Bildwand umrahmt. Der an die Atmo-sphäre um unseren Blauen Planeten erinnernde Farbton dieses Lichteffekts wirkt magisch. Das »Dolby-Blue« ist die CI-Lichtfarbe von Dolby und entspricht einer Wellenlänge von 478 nm mit ± 3nm Toleranz.

An den Stufen strahlt das Licht nach oben und unten ab. Während der Vorstellung wird die gedimmte Aufwärtskomponente zum einzigen Licht im Saal.

Ganz wesentlicher Bestandteil eines Dolby Cinemas ist der Anspruch, den Besuchern ein größtmögliches, beeindruckend dynamisches Bild zu bieten, ohne Blendungen, Reflexionen oder unangenehme Ablenkungen im Sichtfeld. um dies zu erreichen, wurde der Saal mit einer matt-schwarzen, hyperbolischen Stoffkonstruktion ausgekleidet, dem sogenannten »Cocoon«. Dieser Kokon erforderte besonders viel Detailarbeit bei Planung und Ausführung, denn die Saaldecken und -wände erfüllen eine Vielzahl an Aufgaben.

 

In sie eingebunden sind Saal-, Putz- und Sicherheitsbeleuchtung, Wand- und Deckenlautsprecher, Zu- und Abluft, Sprinkler, Rauchmelder, Piktogrammleuchten, Panikschalter, Raumluftfühler sowie Bedientableaus – und dies alles ist so gestaltet, dass man davon möglichst wenig sieht. Schmale, in die Decke zurückversetzt eigelassene LED-Lichtlininen übernehmen die Saalbeleuchtung. Mit ihren schwarzen Abblendrastern verschwinden sie in der Deckenfläche, sobald sie herunter gedimmt bzw. ausgeschaltet werden. Mittels Lichtberechnungen konnten Austrahlwinkel und Wattagen so abgestimmt werden, dass eine möglichst gleichmäßige Beleuchtungsstärke auf den in unterschiedlicher Entfernung befindlichen Sesseln herrscht. Auf den Wandflächen sollten sich keinerlei Lichtkegel abbilden, aber eine durchgängige Ausleuchtung der an ihnen entlanglaufenden Treppen war gefordert. Die einzelnen Stufenkanten wurden mit blauen LED-Linien konturiert. Das mystische Licht strahlt nach oben und nach unten, was den Stufen einen schwebenden Eindruck verleiht. Während der Vorstellung wird die untere Licht-Komponente automatisch weggeschaltet und die obere gedimmt, so dass sie beim Filmgenuss keinesfalls stören.

Überraschende Blickbeziehungen zwischen Mall und Kinofoyer bzw. Lounge eröffnen sich durch die »Bubbles«.

UND DAZU EIN PASSENDES FOYER

Das Dolby Cinema im Mathäser Filmpalast ist das 211. seiner Art weltweit und das erste in ganz Deutschland. Die Zahl dieser Kinos wächst rasant, im September 2019 gab es weltweit bereits 225. Doch das Münchner Dolby Cinema hat eine bemerkenswerte Besonderheit, nämlich ein passend zum Saal gestaltetes Foyer. Der klare Schwarz-Weiß-Kontrast des Dolby Logos am Eingang des AVP findet sich hier wieder, zum Beispiel in den weißen Möbeln aus Mineralwerkstoff mit ihren klaren Formen und den schwarzen Teppichböden in der Lounge und dem AVP. Die Theke mit den abgerundeten Kanten, die Tische und die rollbaren Warenpräsenter, die bezüglich Form und Material aus einem Guss gestaltet sind, schmeicheln optisch wie haptisch. Punkte bzw. Kreise in verschiedenen Größen ziehen sich durch das gesamte Foyer und die Lounge: als Pünktchen in der Akustikdecke, als abgependelte Leuchtenringe oder als runde Tischplatten der Lounge.

 

Und die satinierte Folienbeklebung mit den kreisförmigen, verschieden großen transparenten Aussparungen an der dreiseitigen Verglasung öffnet spannende Durchblicke, sowohl für die Fußgänger in der Mall, als auch für die Besucher im Foyer.

Die indirekten LED-Lichtlinien an der Decke entlang der Wände, der Fassaden und um die Säulen im gesamten Foyer greifen im Standardbetrieb das »Dolby Blue« auf, werden hier jedoch aus RGBWW-LEDs gemischt.

Mit einer iPad-Steuerung, und passend zur jeweiligen Veranstaltung, kann das gesamte Foyer auf Wunsch somit in eine andere Lichtfarbe getaucht werden. Einfach Kinoerlebnis auf höchstem Niveau!

 

Quelle: LICHT 9/2019, Ausgabe Dezember
Verlag: Richard Pflaum Verlag GmbH & Co. KG
Kino- und Lichtplanung: Dipl.-Ing. (FH) Innenarchitektin, Dipl.-Designerin Anne Batisweiler, Kinoplanung
Fotos: Wolfgang Pulfer, München