»ENTDECKE, WAS LICHT MIT DIR MACHT!«
LICHTWOCHE München mit leuchtenden Events
Anlässlich des von der UNESCO ausgerufenen Internationalen Jahrs des Lichts veranstalteten die LiTG Südbayern, der BDIA und die Zeitschrift LICHT mit dem Pflaum Verlag die LICHTWOCHE München. Unter dem Motto »Entdecke, was Licht mit dir macht!« war es das Ziel der Veranstalter, mehr Bewusstsein und Sensibilität für Licht zu schaffen. Zudem wollte man in München eine Informations- und Austauschplattform zwischen Fachexperten, Studierenden und Bürgerinnen und Bürgern etablieren.
Die LICHTWOCHE München konzentrierte sich auf die Zeit vom 08. bis 10. Oktober mit über 20 Programmpunkten. Im Vorfeld und Nachgang dieser drei Tage gab es allerdings auch schon einige Events, wie z.B. den Vortrag des international bekannten Lichtkünstlers Michel Verjux.
Auftakt mit prämierten Studenten und bunten Guerillas
Die Eröffnungsveranstaltung am 08. Oktober stand ganz im Zeichen des im Sommersemester initiierten Studentenwettbewerbs zum Thema Licht. In der alten Aula der Akademie der Bildenden Künste fand die feierliche Preisverleihung statt.
Teilgenommen haben 33 Studenten mit 19 Einreichungen aus sechs verschiedenen Hochschulen, teilweise in Einzel- oder Gruppenarbeit. Die hochkarätig besetzte Jury aus Prof. Dietmar Tanterl, dem international renommierten Lichtdesigner Gerd Pfarré und der mehrfach mit Designpreisen ausgezeichneten Münchner Produktdesignerin Denise Hachinger vergab die Preise wie folgt:
- 1.Platz: Valerie Götz und Sabrina Riddering (Akademie der Bildenden Künste, München) für die Lichtinstallation »DAWN«.
Das Preisgeld beträgt 1.500,- Euro und wurde gesponsert von we-ef
- 2. Platz: Janis Necker (Akademie der Bildenden Künste, München) für den Leuchtentwurf »YPS – Your Personal Light«.
Das Preisgeld beträgt 1.000,- Euro und wurde gesponsert von iGuzzini
- 3. Platz: Lukas Obkircher (TU München) für die Lichtsteuerung »OLUMI«.
Das Preisgeld beträgt 500,- Euro und wurde gesponsert von Wibre
- Sonderpreis der Jury: Manyu Zhou (Akademie der Bildenden Künste, München) für die leuchte »APSARA«.
Das Preisgeld beträgt 300,- Euro und wurde gesponsert von Occhio
Die Lichtinstallation »DAWN« veranschaulicht auf interaktive Weise das Zusammenspiel zwischen Mensch, Licht und Raum. Die präsenzabhängige Steuerung erfolgt auf einfache und spielerische Weise und verändert den Raum und die Stimmung jedes Mal aufs Neue. Je mehr Leute zusammensitzen, desto heller und geselliger wird es. Foto: Valerie Götz
Preisverleihung des Studentenwettbewerbs während der Eröffnungsveranstaltung. (v.l.n.r.: Emre Onur, Chefredakteur LICHT, Matthias Franz, Vorstandsmitglied BDIA Landesverband Bayern, Anne Batisweiler Innenarchitektin BDIA und Lichtplanerin, Günther Wehner, im Vorstand der LiTG Südbayern. Die Studentin Manyu Zhou erhielt den Sonderpreis der Jury, Valerie Götz und Sabrina Riddering freuten sich über den 1. Preis und Lukas Obkircher gewann den 3. Preis. Rechts im Bild Juror und Lichtdesigner Gerd Pfarré. Nicht im Bild ist der 2. Preisträger Janis Necker)
Der Juror Gerd Pfarré würdigte den ersten Preis in einer besonderen Laudatio: »Uns Lichtdesignern liegt die Qualität des Lichtes ganz besonders am Herzen, und das kann nicht oft genug betont werden. Wir lieben auch den Schatten, denn beides gehört zusammen. Die mit dem ersten Preis ausgezeichnete Arbeit spielt nun überraschenderweise mit der Quantität des Lichtes, und das auf sehr spezielle Art und Weise. Je mehr Menschen den Raum betreten und dort Platz nehmen, umso heller wird es. Je heller es wird, umso mehr Menschen können den Ort von außen wahrnehmen und dazukommen. Was für eine herrliche Idee. Der Raum ist sehr einfach konzipiert und hat eine offene Struktur. Er kann überall sein. Wir alle wissen um die Bedeutungen von Licht in Philosophie und Religion. Helligkeit können wir im Kontext mit Freude, Freundlichkeit und Offenheit wahrnehmen, aber auch mit den Lebensqualitäten, Orientierung, Sicherheit und Geborgenheit. Wenn wir nun reflektieren was gerade in Europa passiert, in Deutschland, ja sogar in München, dann fällt mir auf, das diese offene, helle Struktur ein Sinnbild dafür sein kann, das sich unser Raum verwandelt und Menschen, die aus der Ferne zu uns kommen, willkommen heißt. In einer offenen Struktur, und damit es für sie und auch für uns heller wird. Durch Helligkeit wird unser Leben bunter, vielfältiger und schöner. Das kostet natürlich in jeder Hinsicht Energie, aber ich bin davon überzeugt, dass es sich lohnen wird. Licht lässt uns sehen, hat keine Grenzen und fasziniert uns alle.«
Die glücklichen Sieger Valerie Götz und Sabrina Riddering gewannen mit ihrer Lichtinstallation »DAWN« den 1. Platz.
Die Handscheinwerfer von Guerilla Lighting waren bei der Aktion vor den Toren der Kunstakademie heiß begehrt.
Unter der Trillerpfeife von Christian Deiche malten die Teilnehmer mit dem Scheinwerfer je einen Buchstaben in die Luft. Das gesamte Schriftbild trug den Titel »Wir sind bunt« und setzte ein Zeichen für mehr Toleranz und Menschlichkeit. Da auch die Gäste bunt gemischt waren – darunter Studenten und Lehrende, Planer und Lichttechniker, Hersteller, Künstler, Bürgerinnen und Bürger, traf das Motto »Wir sind bunt« gleich doppelt zu. Guerilla Lighting ist eine Münchner Licht-Aktivisten-Gruppe, die mit ihren teils spontanen Veranstaltungen auf soziale Missstände in der Stadt aufmerksam machen möchte.
Das Ergebnis der Guerilla Lighting Aktion war der Schriftzug »Wir sind bunt«: Ein Plädoyer für mehr Toleranz und Menschlichkeit. Foto: Guerilla Lighting / Ingo Sebastian
Besichtigungen, Vorträge, Abend-Events
Am Freitag konnten Licht-Interessierte an mehreren, kostenlosen Projektbesichtigungen und -führungen unterschiedlichster Art und Nutzung teilnehmen. Den Anfang machte das traditionsreiche Premium-Kino Gloria Palast, wo die Kinoplanerin und Innenarchitektin Anne Batisweiler einen lebendigen Vortrag über die Innenarchitektur und die Beleuchtung des Kinos hielt.
In ihrem Vortrag ging Anne Batisweiler auf die Planung von Lichtspielhäusern ein, die innenarchitektonische und lichtplanerische Umgestaltung des Gloria Palast mit neuer LED-Lichttechnik und Lichtsteuerung. Im Anschluss folgte eine Führung durch das Kino, ins obere Foyer und auf den Balkon. Foto: Alexander Schwarz
Die Referenten Jens Böhm, Stadtwerke München, Dominik Fahr, Architekt bei Auer+Weber und Helmut Guggenbichler, Head of Lighting Design bei Bartenbach gingen auf das Projekt und das neue Licht- und Gestaltungskonzept im Zwischengeschoss des Hauptbahnhofs ein.
Lichtplaner Sebastian Utermöhlen vom Planungsbüro Ingo Maurer führte die Teilnehmer durch die U-Bahnstation Münchner Freiheit. Vorher gab es im Showroom Snacks und Erfrischungen sowie Einblicke in neue Design- und Planungskonzepte.
Am frühen Nachmittag standen zwei Münchner Bahnhöfe im Mittelpunkt: das Planungsbüro Ingo Maurer führte unter der Leitung von Sebastian Utermöhlen durch die U-Bahnstation Münchner Freiheit und im Zwischengeschoss des Hauptbahnhofs präsentierte man die Umsetzung des neuen Licht- und Gestaltungskonzepts mit LED. Weitere Besichtigungen oder vorträge gab es im Infocontainer des Luise-Kiesselbach-Tunnels, am technischen Betriebszentrum und in zwei Schulen.
Im kürzlich eröffneten NS-Dokumentationszentrum referierte der renommierte Lichtplaner Helmut Angerer von Conceptlicht über die Wirkungsabsichten des Lichtkonzeptes, dessen Umsetzung und die dabei zu bewältigenden Konflikte mit den Gestaltungsabsichten. Inszenierungen mit Licht, Farbe und Musik gab es von Lichtplaner Wolfgang Engelhardt in der Stephanuskirche. Nach Einbruch der Dunkelheit traf man sich vor dem Hofbräuhaus, wo die neue LED-Beleuchtung an der Fassade und im Treppenhaus vorgestellt wurde und vor dem Dallmayr Haus, wo es einen Vortrag zur LED-Fassadenbeleuchtung gab.
Der Premium-Leuchtenhersteller iGuzzini präsentierte im Rahmen eines Vortrags die LED-Fassadenbeleuchtung des Traditionshauses Dallmayr. Foto: Alexander Schwarz
Gemütlich und im Warmen ging es bei Ben Wirth zu, denn er präsentierte seinen Gästen bei einem Licht-Menü die neue LED-Beleuchtung im Restaurant Esskapade.
Am Abend öffneten verschiedene Showrooms, darunter occhio, Tobias Grau, Meljac, das Light Solution Center sowie das Planungsbüro Pfarré Lighting Design, die Türen zu einem entspannten Get-Together.
Abschluss mit über 1000 leuchtenden Luftballons
Mit beeindruckenden Lichtinszenierungen ging die LICHTWOCHE München bei einer Abschlussfeier am 10. Oktober im Pflaum Verlag zu ende.
Beeindruckende Schattenspiele an der Fassade des Pflaum Verlags.
Illuminiert wurde der Innenhof von Studenten der Hochschule Rosenheim unter der Leitung von Beatrice Seidt und in Zusammenarbeit mit dem Lichtplanungsbüro 3lpi. Das Highlight war die Lichtinstallation mit über 1000 Luftballons, die farbig angestrahlt wurden und innerhalb eines Baumkreises ein »archaisches Feuer« symbolisierten.
Über 1000 Luftballons wurden zu einer fünf Meter hohen Installation zusammengebaut und farbig angestrahlt. Diese und weitere Lichtinstallationen wurden von Studenten der Hochschule Rosenheim konzipiert und zur Abschlussfeier präsentiert. Foto: Mathias Wambsganß
Weitere Lichtinszenierungen gab es mit Gobo-Strahlern, die verschiedene Muster an die Hausfassade warfen und mit einem RGB-Strahler, der die farbigen schatten der eintreffenden Gäste an die Festzeltwand projizierte.
In einem abgeschlossenen Raum befanden sich sogenannte »Black Boxes«, die die Gäste zum Mitmachen animierten.
Ganz nach dem Motto »Entdecke, was Licht mit dir macht« konnten die Gäste ihre eigenen »RGB-Schatten« bewundern.
Außerdem gab es, wie auch bei der Eröffnung, eine Ausstellung der Poster des Studentenwettbewerbs. Gegen 21 Uhr veranstaltete der international bekannte Light Painter Ulrich Tausend zusammen mit Elaine Serafini und den Gästen eine Light Painting Aktion. Zahlreiche neugierige Gäste standen Schlange, um mit einem Fotomotiv dabei zu sein. »Gemalt« wurden Wunsch-Motive der Gäste oder Schriftzüge mit Light Sticks und Taschenlampen; zeitgleich konnte man das Ergebnis dann auf dem Monitor anschauen.
Eine Light Painting Aktion mit Ulrich Tausend zog neugierige Gäste am Abschlussabend an. Die »Freiheitsstatue« war eine der vielen, teils amüsanten, teils nachdenklichen Motive mit den Gästen. Foto: Ulrich Tausend, www.1000lights.de
Die Veranstalter zogen ein überaus positives Fazit und viele Besucher waren sehr zufrieden mit dem Konzept und den sehr unterschiedlichen Programmpunkten. Das Ziel, Interessierte am Thema Licht untereinander zu vernetzen, um neue Kontakte zu knüpfen und die Menschen sensibler für Themen rund ums Licht zu machen, wurde mehr als erreicht. Zahlreiche Besucher wünschten sich eine Fortführung dieser Veranstaltung.
Abschlussparty beim Pflaum Verlag mit leckerem Buffet, Cocktails und lässigem Gipsy Swing der Band Café Caravan.
Weitere Informationen: Alle Studentenarbeiten und viele weitere Bilder und Impressionen der LICHTWOCHE München finden Sie auf www.lichtwoche-muenchen.de und auf www.LICHTnet.de
Beitrag in LICHT – 10/2015
Autor: Dipl.-Ing. Emre Onur
Verlag: Richard Pflaum Verlag GmbH & Co. KG
www.lichtnet.de