Schwungvoll
Das Gabriel-Kino-Foyer München
Ausgerechnet ein Umbau-Relikt aus den 50er Jahren erwies sich als Glücksfall für die Renovierung des ältesten Kinos Münchens. Nun erstrahlt die Deckenkonstruktion in neuem Glanz und versetzt den Besucher bereits im Foyer in eine schwungvolle Kinoatmosphäre.
„Die Decken des Foyers bleiben drin!“ Bereits bei der Besichtigung der Räumlichkeiten mit dem Bauherrn wurde dies beschlossen. Zum einen war die geschwungene, abgehängte Decke aus den 50er Jahren mit indirekter Beleuchtung und der gerillten Rabitz-Gips-Fläche der Hauptdecke noch gut erhalten, zum anderen ist eine Konstruktion in dieser Art heute kaum mehr zu bezahlen. Ähnliches galt für den Marmor-Bruchsteinboden, der Lebendigkeit in das Entreé zaubert und zu dem strapazierfähig und pflegeleicht ist.
1. Assoziationen an die 50er Jahre als die Zeiten des Wirtschaftswunders sind beabsichtigt.
Im übrigen wurde so ziemlich alles neu gemacht, möglichst preiswert natürlich und dennoch mit großer Wirkung. Münchens ältestes Kino – es wurde 1906 eröffnet – das zuletzt ein schummriges Pornokino war, sollte durch den Umbau wieder als modernes, freundliches Lichtspielhaus einem breiten Publikum präsentiert werden. Mintgrün, Altrosa und Eierschale – als typische Farben der 50er und 60er Jahre – spielen neben Schwarz und Weiß eine wichtige Rolle in der Gestaltung. Die geschwungene Formen der Kassentheke und der Stehtische sollen mit der Decke korrespondieren. Die Atmosphäre im Kinofoyer soll die Besucher auf das bevorstehende Kinoerlebnis einstimmen.
In der Nachkriegszeit galt das Kino als „Spiegelbild“ einer schönen, heilen Welt und leistete daher den wichtigen Beitrag, dem Besucher ein Gefühl von Lebensqualität zu vermitteln. In einer oft ungewissen Gegenwart und Zukunft, sollen die Assoziationen an die Wirtschaftswunderjahre das positive, hoffnungsvolle Gefühl jener Zeit wieder aufleben lassen.
3. Als graphisches Element entwarfen die Planerinnen geschwungene Stehtische in Schwarz.
Beitrag aus AIT 06/1995
Autor: Anne Batisweiler
Verlag: Verlagsanstalt Alexander Koch GmbH
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