KINOPLANUNG BATISWEILER | Anne Batisweiler

 

KINOPLANUNG BATISWEILER

Anne Batisweiler

Seit dem Umbau eines Kinos mit Foyer vor rund 30 Jahren, hat Kinoplanung Batisweiler hunderte Kinosäle entworfen und unzählige Lichtspielhäuser in ganz Deutschland und im Ausland umgesetzt. Neben Kenntnissen zu Materialitäten, Ergonomie, Arbeitsabläufen und Marketing in Kinos, paart sich Wissen um Licht, Projektion, Akustik, kurz die gesamte Technik dieser Art von Erlebnisarchi­tektur. Nachdem Bedarf und Besonderheiten eines jeden Projekts ermittelt sind, werden die funktio­nalen Grundlagen optimiert. Investition und Aufwand stehen stets in Relation zu einer deutlichen Verbesserung des Raumerlebnisses, der Lebens­ und Arbeitsatmosphäre sowie der Nachhaltigkeit. Proportion, Grafik, Farben spielen immer mit. Eine enge Verbindung zur Szenografie und Filmarchi­tektur – die Innenarchitektin und Designerin hat über Jahre StudenInnen dieser Ausbildungsgänge mit betreut und unterrichtet – steht für große Gestaltungsfreiheit, weil auch Begriffe wie z. B. „Fik­tion“ oder „Patina“ einfließen. Anne Batisweiler und ihr handverlesen ausgebildetes Team stehen für hohe Professionalität und Leidenschaft für alles rund um Film und Kino.

 

DEUTSCHLANDS ERSTES DOLBY CINEMA MÜNCHEN
FILMGENUSS AUF HÖCHSTEM NIVEAU

Für das erste Dolby Cinema Deutschlands im Mathä­ser München, wurde der Saal Nr. 1 umgebaut. Er erhielt sogar ein eigenes Foyer, passend gestaltet im prägnan­ten „Dolby­Design“ mit viel Schwarz und den magischen, blauen Lichtlinien. Besonderes Gestaltungselement ist die Inszenierung des Eingangstunnels mit einer s-­förmigen Grundstruktur. So hat der Besucher einen Überraschungs­effekt beim Betreten am Entrée und einen weiteren beim Verlassen des Tunnels, direkt am Eingang zum Saal. In dieser Schleuse zwischen den Welten drin und draußen, begleiten den Kinobesucher die indirekten Lichtlinien links und rechts, oben und unten. Sie sind die einzige Lichtquelle neben einstimmenden Filmsequenzen, die an einer der gebogenen Tunnelwände gezeigt werden. Die Hektik des Alltags hinter sich lassend, unterstützt der Weg durch den Tunnel sich auf das Filmerlebnis, mit seiner ganz spezi­ellen Schwingung einzulassen. Dort angekommen, breitet sich der Saal zu Füßen des Besuchers aus, bevor dieser in wirklich bequemen Sesseln mit viel Beinfreiheit und ver­stellbarer Rückenlehne in der ersten Reihe Platz nimmt.

 

 

CINEMOTION LÜDINGHAUSEN – PHANTASTISCHE, BUNTE LICHTWELTEN

Fünf, wie im Spiel „hingewürfelte“ Säle, sind durch ein Foyer verbunden, dessen Zentrum eine Ellipse bildet. Diese Idee wurde für die Innenraumgestaltung aufgegriffen, indem jedem Saal seine dem Foyer zugewandte Seite eine eigene Farbe zugeordnet und als Linienstruktur an der Decke in Richtung Foyermitte vervielfältigt wird. Das Ergeb­nis ist ein Gitternetz aus indirekt leuchtenden LED-­Lichtprofilen, die sich aus 5 Richtungen und in regelmäßigen Abständen überschneiden. Jede Lichtlinie kann in RGB und Warmweiß separat angesteuert werden. Ist ein Saal zum Einlass bereit, erstrahlen auf beiden Foyerebenen, sowie das Türportal zum entsprechenden Saal, in der jeweils zugeordneten Farbe. Für die Zeiten zwischen den Filmen oder bei Sonderveranstaltungen, ist das gesamte Foyer in eine Farbe getaucht oder wandelt sich im Wechselspiel von Farbkompositionen und Regenbogen-­Effekt. In den 5 Kinosälen wiederholt sich das Gestaltungskonzept gestaffelter, horizontaler Linien, die sich über die Rück­- und Seitenwände ziehen und in frei wählbaren Farben und Szenarien abgespielt werden.

 

 

CITY KINO 3 MÜNCHEN – ZAUBEREI MIT FARBEN

Wunsch des Auftraggebers war ein Saal, komplett in monochromer Farbgebung, mit vertikal und horizontal ange­ordneten Lichtlinien strukturiert, in Anlehnung an das Design des Delphi Lux Berlin (von Batek Architekten). So sind Decke, Wände, ebenso wie die plüschigen Sessel, ein weich fallender Vorhang und der Teppich in ein kräftiges Rot getaucht. Die an beiden Seitenwänden, als auch an der Decke verlaufende Linienstruktur, mit den dazwischen liegenden Flächen, erinnert an Bilder des Künstlers Mondrian. Alle Lichtlinien sind mit RGB­ und warmweißen LEDs bestückt und können längs und quer zum Saal separat angesteuert und geschaltet werden. Besonders span­nend sind die Effekte, welche durch verschiedene Lichtfarben im Saal erzeugt werden können. Mit blauem Licht taucht der Raum, je nach Lichtintensität, komplett in blau bis schwarz. Sobald warmweißes Bühnenlicht zuge­schaltet wird, entsteht ein Farbverlauf von hinten blau­schwarz über violett nach rot in den vorderen Reihen. Und bunte Lichtlinien kreieren im Saal ein Feuerwerk der Farben.

 

 

NEUES REX MÜNCHEN – RETRO TRIFFT HIGHTECH

Das Neue Rex Kino in München ­Laim war so gar nicht mehr „neu“ und benötigte neben einem zweiten Saal drin­gend eine technische und gestalterische Überarbeitung. Außer der Vorgabe möglichst keine Sitzplätze zu verlie­ren, wünschte sich der Kinobetreiber, dass der historische Look seines Lichtspielhauses mit einem Saal in Rot unbe­dingt weiterbesteht. Auch die beiden vorhandenen Typen von Messingleuchten sollten, neu mit LED bestückt, wieder in den Sälen zum Einsatz kommen. Um gute Saalproportio­nen zu generieren, wurde der kleinere blaue Saal um 90° gedreht zum verkürzten großen Saal angeordnet. So konn­ten die vorhandenen Durchgänge vom Flur, ebenso wie der alte Bildwerferraum, weiterhin für einen Saal genutzt wer­den, ohne groß in die Bausubstanz des denkmalgeschütz­ten Hauses einzugreifen. Noch bevor der Besucher die Säle erreicht, überrascht ihn, vom Foyer kommend, ein in warme Braun­- und Gold­-Töne getauchter Gang. Die Licht­konturen auf Brüstungshöhe und im Sockelbereich wirken auf die gesamte Länge wie dynamische Lichtstrahlen.

 

Quelle: HIGH ON… LIGHT + ARCHITECTURE by Ralf Daab | Curated by Manuela Kerkhoff
Fotos: Wolfgang Pulfer, München

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