„Keine Kompromisse“

Welchen Anspruch verknüpft Dolby mit seinem Premiumkonzept - und wie gut sieht man die Vorgaben im Münchner Mathäser Filmpalast umgesetzt? Julian Stanford gab bei der Eröffnung Auskunft.

 

Was steckt hinter der Entwicklung des Dolby Cinema?

Es liegt nun schon ein paar Jahre zurück, dass ein Gentleman namens Doug Darrow (heute SVP Cinema Business Group bei Dolby) den Auftrag erhielt, die Vision eines Dolby Cinema umzusetzen. Nun, zunächst hat er analysiert, welche Lösungen im Markt existieren und welche neuen Technologien auf dem Weg sind. Anschließend suchte er gemeinsam mit seinen Kollegen die führenden Kreativen der Filmindustrie auf – Regisseure, Kameraleute, Tonexperten, Produzenten usw. Und er fragte sie, was ihrer Ansicht nach das Optimum für Kinofilme wäre. Mit diesem Feedback ging es dann zu unserer leitenden Wissenschaftlerin bei Dolby Laboratories, Poppy Crum. Sie ist Neurowissenschaftlerin und beschäftigt sich damit, wie das menschliche Gehirn audiovisuelle Eindrücke aufnimmt und verarbeitet. Auf dieser Basis wurden drei Kernelemente für ein perfektes Kinoerlebnis identifiziert, für die anschließend die technischen Lösungen geschaffen wurden. Dolby Atmos war das erste marktreife Resultat dieser Entwicklung: Ton, dessen Elemente sich beliebig im Auditorium platzieren lassen. Jetzt haben wir Dolby Vision, eine Technologie, die geschaffen wurde, um den Zuschauern genau die Bilder zeigen zu können, die Filmemacher für sie geschaffen haben. Ohne Kompromisse.

Und das dritte Element?

Ist die Umgebung. Für uns ist das ein relativ neues Feld, aber ein wichtiges. Dolby kommt bekanntermaßen aus dem Tonbereich, an dem wir seit 1975 arbeiten und den wir immer weiter perfektionieren. Aber wir haben alleine in unserem Stammsitz in San Francisco über 100 Forschungszentren, in denen sich unsere Forscher mit allen Aspekten eines kontinuierlich verbesserten Erlebnisses befassen. Dazu gehört auch eine optimale Umgebung. Ein Umfeld, in dem man genau das wahrnimmt, was man wahrnehmen soll, in dem man nicht abgelenkt ist. Dieses Credo führte auch zur Entwicklung des »Audiovisual Pathways«, also jenes geschwungenen Eingangs, der mit Bild und Ton schon vor dem Betreten des eigentlichen Saales in eine andere Welt entführt. Der einen Übergang in eine Umgebung schafft, die ganz in den Händen der Filmemacher liegt. Darüber hinaus wird aber auch noch ein anderer, ein mentaler, Übergang geschaffen; das Bewusstsein dafür, es mit einem ganz außergewöhnlichen Erlebnis zu tun zu haben. Wenn der Gast einen Aufpreis bezahlt hat, ist es wichtig, ihm von Anfang an das Gefühl zu geben, dass sein Geld gut angelegt war; ihm noch vor Filmbeginn bewusst zu machen, dass er sich an einem ganz besonderen Ort befindet. All das macht das Erlebnis so befriedigend.

Wo sehen Sie sich mit Dolby Cinema im Markt platziert?

Wenn Sie auf den Preis abzielen: sicherlich mit an der Spitze. Die Frage ist, was der Gast dafür erwarten kann. Und das ist kompromisslose Qualität. Nicht weniger. Es geht darum, die Vision der Filmemacher umzusetzen, den Gast in genau die Welt zu versetzen, die diese mit uns teilen wollen. Darum geht es schließlich, wenn man ein Kino besucht: das zu erleben, was Filmemacher entworfen haben. Das gilt für lokales Arthouse ebenso wie für die großen Hollywood-Produktionen. Deshalb sind wir auch nicht an irgendwelchen Gimmicks im Saal interessiert, die von der eigentlichen Vision ablenken. Den Filmen optimal gerecht zu werden, ist unsere große Leidenschaft.

Wir sind absolut begeistert darüber, was hier im Mathäser umgesetzt wurde.

Was steuert Christie als Partner bei der Projektion bei?

Bei der von uns patentierten HDR-Technologie handelt es sich um eine extrem fortschrittliche Lösung, die man nicht einfach in einen beliebigen Projektor stecken konnte, als würde man die Grafikkarte an einem PC austauschen. Um sie adaptieren zu können, bedurfte es eines hohen Maßes an Erfahrung. Wir haben uns einen Partner gesucht, der nicht nur über diese Erfahrung verfügt, sondern der mit uns auch auf weltweiter Basis zusammenarbeiten kann. Christie kam sehr früh im Entwicklungsprozess hinzu und wir haben eng zusammengearbeitet, um Dolby Vision mit ihren 6P-Laserprojektoren zu vermählen. Christie baut seither die Projektoren für Dolby Cinema in Lizenz und kümmert sich auch um deren Wartung.

Welche Unterstützung erfährt man seitens der Studios?

Sie wächst von Tag zu Tag. Die Spitzen der Filmindustrie wissen, dass unser Schwarz ungeschlagen ist. Sie wissen, dass unser Kontrastverhältnis unendlich viel besser ist als das, was der normale DCI-Standard vorgibt. Kreative wie z.B. James Cameron, Jon Landau oder jüngst Bradley Cooper kommen zunehmend zu der Überzeugung, dass Dolby Cinema genau der Weg ist, wie sie ihre Filme präsentieren wollen. Nicht umsonst hat man für Pressevorführungen großer Filme mitunter bereits ausschließlich auf Dolby Cinema gesetzt. Und A Star is Born wurde dem Publikum noch vor dem regulären Start exklusiv in Dolby-Cinema-Sälen gezeigt.

Welche Rolle wird HDR für Kinos künftig spielen?

Man darf wohl behaupten, dass sich Technologie in der Regel nicht zurückbewegt. Wir erleben eine kontinuierliche Entwicklung nach vorne und damit einhergehend steigende Ansprüche des Publikums. Ich bin daher davon überzeugt, dass HDR zunehmend aufgegriffen wird – und ich hoffe natürlich, dass Dolby Vision dabei die Führungsrolle übernimmt. Wir sind jedenfalls begeistert darüber, mit Kinopolis zusammenarbeiten zu können. Einem Unternehmen, das genau das tut, was die besten Betreiber in Europa und auf der ganzen Welt auszeichnet: Man investiert in das Erlebnis, sowohl in die Technologie als auch in das Umfeld. Meiner Ansicht nach sprechen wir jetzt vom besten Kinosaal Deutschlands – und man hat ihm mit der wunderbaren Lounge das entsprechende Exterieur an die Seite gestellt.

Sie sind also zufrieden mit dem Resultat?

Es ist absolut fantastisch! Wissen Sie, es gibt ja dieses Klischee, dass die Deutschen extrem detailversessen und akkurat seien. Nun, in diesem Fall trifft das jedenfalls einhundertprozentig zu. Das entspricht exakt unserem Credo. Denn bei Dolby gehen wir keine Kompromisse ein, wir sind Perfektionisten. Genau aus diesem Grund war Kinopolis ein perfekter Partner. Denn dort teilt man diese Einstellung, den Wunsch, den Gästen das Optimum zu bieten. Wir sind also absolut begeistert darüber, was hier im Mathäser umgesetzt wurde.

 

Quelle: BLICKPUNKT:FILM – SPEZIAL | Dolby Cinema im Mathäser |Juni 2019
Verlag: Blickpunkt:Film GmbH
Redakteur: Marc Mensch
Fotos: Holger Rauner